Vita Gisela Lehner geb. Felde (6): 1994-1998

Ihre Tochter Gisela Susanne starb im Jahr 1994. Ihr langes Leiden und der viel zu frühe Tod erfüllten die Mutter mit großer Trauer.
Kurz darauf erkrankte ihr Mann Hubertus Lehner schwer. Für seine Frau bedeutete das wiederum ein Hintanstellen eigener Projekte zu Gunsten seiner Pflege.
1998 starb Gisela Lehner. Sie muss ihre Krankheit schon längere Zeit still ertragen haben, wie es so ihre Art war. Im Gegensatz zu ihrem Mann , einem begnadeten und dynamischen Erzähler, der sich nicht scheute, Anekdoten und anderes aus seinem Leben weiterzugeben oder über seine Befindlichkeiten zu sprechen, kam es für Gisela nie in Frage, anderen Menschen außer einzelnen Vertrauten wirklich Persönliches mitzuteilen. Und offenbar behielt sie ihre Klagen über sicherlich schon länger vorhandene Schmerzen und Beschwerden ganz für sich, um niemanden damit zu belasten.
Auf dem Sterbebett sagte sie traurig zu mir: "...und ich hatte noch so viele Bilder im Kopf..." Diese werden wir nun nicht mehr zu sehen bekommen.
Der Tod seiner Frau bedeutete für Hubertus Lehner einen tiefen, sehr schmerzlichen Einschnitt in seinem Leben, das er danach für lange Zeit für fast beendet hielt. Seine Trauer und Verlassenheit, sein erst allmähliches Begreifen des großen Verlustes werden deutlich in dem Bild " Ein Schiff fährt vorüber", das er als ihr Sterbebild nach ihrem Tod malte:

Der übriggebliebene Partner auf dem linken Stuhl am Fenster sitzend, rechts ein leerer Stuhl, auf dem nur noch ein vergessenes Tuch liegt. Draußen vor dem Fenster fährt langsam von links nach rechts ein Schiff still vorbei, nicht mehr aufzuhalten nimmt es seine Frau mit, wohin auch immer. Irgendwie war es unausgesprochen selbstverständ-lich gewesen, er als der viel Ältere von beiden würde zuerst gehen...
So steht es auf dem Eingang des alten Familienfriedhofs in Betkenhammer:
"Was vergangen, kehrt nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder, leuchtet´s lange noch zurück."