Rede zur Eröffnung einer Ausstellung mit Bildern von Gisela Lehner in der Galerie Cavissamba

Rede von Annette Brown zur Eröffnung der Ausstellung 2014 bei Leni Rieke, Galerie Cavissamba, Haseldorfer Chaussee 45, Haselau

 

Liebe Leni,

liebe Kunstfreundinnen und -freunde!

 

Danke, Leni, für die Möglichkeit, die Bilder meiner Mutter in diesem Rahmen zeigen zu können.

Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, um sie zu würdigen.

In diesem Jahr hätte Gisela Lehner ihren 95 . Geburtstag gefeiert, wenn sie nicht leider so früh gestorben wäre.

Sie war eine bescheidene, fast schüchterne , aber sehr begabte Frau. Als ehemalige Schülerin von Hubertus Lehner, allseits bekannt  für seine ausdrucksstarke Malerei und sein ebensolches Wesen, hatte sie es schwer, aus seinem Schatten zu treten.

Studiert hatte sie als junges Mädchen an der damaligen Kunst- und Handwerkerschule in Kiel - heute Muthesiusschule. Das war weit weg von dem Zuhause in Hinterpommern und war nur durchsetzbar bei ihren Eltern durch die Intervention ihres Kunsterziehers und späteren Ehemannes.

Diese, wenn auch kurze, Studienzeit hat sie sehr genossen und voll genutzt.Graphik, Lithographie , Kunstschrift und vieles mehr  waren ihre Gebiete dort.

Eine solche Zeit der Selbstbestimmung war ihr erst wieder vergönnt, als alle fünf Kinder aus dem Haus waren und sie endlich wieder richtig künstlerisch tätig sein konnte.

In den Jahren davor hatte sich dafür nur ganz am Rande Zeit  und Kraft gefunden,

Mit graphischen Fingerübungen eroberte sie sich ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten schnell wieder zurück. Zunächst  arbeitete sie mit den damals ganz neuen Filzstiften, dann experimentierte sie mit Aquarellfarben, Chinatusche, Wachsstiften usw., bis sie schließlich ihre Technik gefunden hatte: die Monotypie. Angeregt dazu wurde sie u.a. durch die Bilder von Max Ernst, die sie in Ausstellungen gesehen hatte.

 

Je nachdem, welche Effekte sie erzielen wollte, trug sie  verschiedene Farbsorten auf  Glasplatten und druckte sie auf nassem oder trockenen Papier ab. Bei Abheben der Platten ergaben sich interessante Musterungen innerhalb der Farbflächen, die dann Ausgangsmaterial für die weitere Gestaltung und Bearbeitung mit Pinseln, Schwämmen usw. wurde.

So entstanden Kabinettstückchen, meist in kleinen Formaten, Bilder, in denen es viel zu entdecken gibt, in denen man quasi spazieren gehen kann. Sie zeigen Gisela Lehners Liebe zum Detail, ihre sorgfältige Beobachtungsweise, auch ihr handwerkliches Geschick und ihre Geduld.

Begonnen hatte sie mit eher kindlichen Motiven, hatte Bilderbücher geschrieben und als Unikate gefertigt, Bilder für Kinderzimmer gestaltet, z.B. mit Spielzeug- und Märchenmotiven.

Dann kam die graphisch-ornamentale Phase,  Entwürfe für Stoffe und Teppiche entstanden.

Als sie sich freigeschwommen hatte, bildeten Landschaften und frei gestaltete farbige graphische, teils surrealistische  Motive den Schwerpunkt ihrer Arbeit.

 

Ab den 70er Jahren war Gisela Lehner , teils im Rahmen der Künstlergilde Pinneberg ,  zunächst gemeinsam mit ihrem Mann, dann aber auch häufiger selbstständig mit ihren Bildern in Ausstellungen in ganz Deutschland  zu sehen.

 

1998 starb meine Mutter relativ plötzlich für uns alle an einer wohl länger schon vorhandenen Krankheit.  Bedauernd  sagte sie mir auf dem Sterbebett:

„Und ich hatte noch so viele Bilder im Kopf!“

Die Zeit, sie zu Papier zu bringen, war ihr leider nicht mehr vergönnt.

 

Ich habe mich bei der Auswahl der Bilder bemüht,  aus jeder ihrer Schaffensphasen wenigstens ein Beispiel zu zeigen, und hoffe sehr, dass Ihnen diese Ausstellung gefällt.

Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Das Foto zeigt Gisela Felde im Alter von etwa 18 Jahren.

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Einen Zeitungsartikel zur Ausstellung finden Sie unter:

www.shz.de/lokales/wedel-uetersen-tornesch/artikel/das-malen-als-rueckzugsort-und-quelle-41950510

www.shz.de/lokales/wedel-uetersen-tornesch/artikel/das-malen-als-rueckzugsort-und-quelle-41950510