Hubertus Lehner: Gedanken zum Porträt

Zwei Mädchen in Afrika

aus Lehners Aufzeichnungen:

"Vorgeplant war eine Porträt-Ausstellung. Doch da gab es Einwände. Sie sei für den Betrachter eine Zumutung, Oder es sei langweilig, lauter Bildnisse ansehen zu müssen.

2 alte Bauern

Man begegnet hier einer weit verbreiteten Ansicht, dass eine Ausstellung von Landschaftsbildern mehr Abwechslung bietet und die Phantasie mehr anregt.

Zumeist identifizieren sich die Betrachter mit der Kenntnis  einer Landschaft eher als mit dem Ausdruck von Bildnissen. …

Ich finde, auch ein Gesicht ist eine Art Landschaft. Sein Entstehen hat ähnliche Voraussetzungen wie das Werden der Landschaft.  Ihre Tektonik als Urstruktur ist hier die vorprogrammierte Samenzelle, die die wesentlichen Formen beeinflusst. Menschliche Hand und Klima in zweifacher Bedeutung bereiten hier wie dort die äußeren Veränderungen. Könnte es nicht gerade von besonderem Reiz sein, ihnen auf die Spur zu kommen?

Als ich vor einiger Zeit an einem Porträt arbeitete, besuchte mich ein Kollege. Er trat ein mit dem Ausspruch: „Ein Porträt ? Welche Zumutung!“

Er meinte für mich als Maler, ich dachte dabei an das „Objekt“.

Porträt einer jungen Frau

Lassen Sie mich beiden Standpunkten kurz nachgehen.

Ein Mensch lässt sich unter gewissen Voraussetzungen malen. Er hat bestimmte Vorstellungen von seinem Äußeren. Er möchte vielleicht geschmeichelt sein. Kennt er den Maler persönlich, dann weiß er, was auf ihn zukommt.

Der Maler unterwirft das Objekt seiner eigenen Handschrift. Er sieht das Modell nicht als momentane Erscheinung, sondern durch Zeitläufte.  Wie Grass neulich einmal formulierte: „in der Vergangenkunft“! Er spürt also dem Entstehen von Formen im Gesichte nach und sucht eine Relation von dem, was da ist, und seiner subjektiven Erkenntnis."

Die Magd