Griesel / Gryzyna

Das kleine Dörfchen Griesel lag im Kreis Crossen in der Neumark bzw. Ostbranden-burg, gut 100 km östlich von Frankfurt/Oder.

Seinen Namen verdankte es vermutlich dem ständigen Geriesel unzähliger Quellen und kleiner Wasserläufe, die den ganzen Talkessel durchziehen. Zudem hatte die Eiszeit Hügel und Rissen geformt, in denen sich eine Vielzahl von Seen und Teichen ausbilden konnte. Das Ganze umgeben von schier endlosen Wäldern. Vielen Städtern galt der Ort vor dem Krieg als beliebter Platz für Sommerfrische und Erholung.

Dies kleine Schlösschen trug viele verschiedene Namen im Laufe der Zeit. Lange Jahre kamen hier Urlauber unter. Leider wurde es nach dem Krieg abgerissen.

Die Dorfbewohner selbst waren fleißige, meist arme Menschen, die in Landwirtschaft und Forsten schwere körperliche Arbeiten zu verrichten hatten. Dazu gab es Handwerker und einige Beamte.

Im Jahre 1888 kaufte der Fürst Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen das Dorf und das Rittergut Griesel mit den riesigen Ländereien. Zusammen mit den benachbarten Forstämtern Crämersborn und Sternberg bildeten ca 24 000 ha vorwiegend Kiefernwald ein ertragreiches Jagdrevier mit viel Rotwild, Schwarzwild, Rehen usw.

 

Das Jagdschloss, in dem die fürstliche Familie bei Jagdbesuchen wohnte, gemalt von Wilhelm Lehner. Das Gebäude steht noch heute.

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Forstrat Wilhelm Lehner

Er wurde 1905 als Forstbeamter aus Süddeutschland hierher versetzt und verwaltete bis 1939 die riesigen Forsten, die Jagd, die Belange des Dorfes und seiner Bewohner u.v.m.

Dies Gebäude wurde als Oberförsterei genutzt. Hier wurde Hubertus Lehner als ältestes Kind der Familie geboren. 1945 fiel es den Flammen zum Opfer.

Obwohl sie auf keinerlei Gegenwehr stießen, wüteten die russischen Soldaten am 30. Januar 45 furchtbar im Dorf, etwa ein Viertel der damaligen Bevölkerung kam dabei bzw. in Folge dieser Grausamkeiten  ums Leben, viele wurden verschleppt, der Rest floh.

Noch immer gibt es Reminiszenzen an die Zeit der deutschen Dorfbewohner: Grabsteine auf dem Friedhof, als Wasserpumpen aus Baumstämmen, die typischen Laubenvorbauten der Häuser, und natürlich Ruinen.

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Die ersten polnischen Bewohner nach dem Krieg kamen nicht freiwillig hierher, sie wurden ihrerseits nach Westen zwangsumgesiedelt.

Viele der heutigen Bewohner zeigen sich interessiert auch an der deutschen Geschich-te ihres Dorfes Gryzyna. (Längere Zeit betrieben sie eine sehr rege genutzte Internet-seite, die es aber inzwischen leider nicht mehr gibt. Ich würde mich freuen, wenn auf dieser Seite wieder daran angeknüpft werden könnte. Bitte wenden Sie dazu sich einfach direkt an mich).

So fand z.B. 2014 eine lebhafte Begegnung jetziger und früherer Bewohner des Dorfes statt. Zu diesem Termin hatte ich meine Dorfchronik fertiggestellt und eine Ausstellung  von Bildern von Hubertus Lehner vorbereitet.

Das Gebiet ist auch heute unbedingt eine Reise wert. Wunderbar zum Wandern und Reiten, für Menschen, die Natur schätzen, gibt es viel zu entdecken. Die  Waldgebiete sind inzwischen unter dem Namen "Nadlesnictwo Bynica" zu einem großen Teil Naturschutzgebiet.

Die Dorfarchitektur ist natürlich nicht mehr dieselbe, die Hubertus Lehner zeit seines Lebens immer wieder im Bild festgehalten hat- die Zeitläufe haben ihren Tribut gefordert-, aber manches Haus ist auch sehr liebevoll und umsichtig gerettet und restauriert worden.

Sehr viele Motive seiner Bilder haben hier ihren Ursprung: Ländlich-Dörfliches, Kühe und Pferde, Menschen bei der Arbeit, Fischer, Blumen, Jagd und Wild, Wald,  Auenlandschaften usw.

Wer sich näher für das Dorf und seine sehr besondere, teils auch tragische  über 500jährige Geschichte interessiert, den verweise ich auf meine bisher zwei-bändige Chronik (80€).   Hier finden Sie in langjähriger Arbeit aus vielfältigen Quellen gewonnenes Material, u.a. zur Geschichte vieler einzelner Familien des Dorfes und  jede Menge Bilder und Fotos, die sonst nicht zugänglich sind.

Ein Ergänzungsband ist in Arbeit. Ich freue mich über jeden Hinweis auf weitere Quellen, Materialien und vor allem Menschen, die mit der Geschichte Griesels in irgendeiner Weise verbunden sind. Gern helfe ich auch in genealogischen Fragen weiter, sofern mir dazu Quellen vorliegen.

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   Darüberhinaus gibt es folgende beiden Bände:

  • Wilhelm Lehner, Meine Tätigkeit von 1905 bis 1939 im Forstamt Griesel (Neumark) im Dienste der Hohenzollern, hg. v. Annette Brown 2012, Spiralbindung, 25€
  • Hubertus Lehner, Das Bildnis und seine Verwendung bei der Gestaltung des Kunstunterrichts (1932) + Mein Zeichenunterricht in der Landschule (Griesel) (1933), Examensarbeiten, hg. v. Annette Brown, 2012, Spiralbindung , (Restauflage),  25€

Ansicht des Dorfes Griesel, gemalt von Wilhelm Lehner

Sie finden weitere Griesel/Gryzyna-Artikel unter dem Stichwort  "Regionalgeschichte" in meinem Blog.

P.S. Für Interessenten der Heimatgeschichte: Ich habe noch einen großen Stapel "Crossener Heimatgrüße" anzubieten, prall voll mit interessanten Informationen zur Region Crossen.